Isabel Pieper
Diese Website dient als Plattform zur Präsentation eines studentischen Projekts zur Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) im Betriebsrat. In einer Zeit, in der technologische Fortschritte das Arbeitsleben stetig verändern, wird die Frage untersucht, wie KI in Zukunft die Arbeit des Betriebsrats in Unternehmen beeinflussen und verbessern kann, ohne dabei die menschliche Dimension und ethische Überlegungen zu vernachlässigen.
Entwickelt im Rahmen des Masterstudiengangs "Digital Business Management" an der Fachhochschule Kiel, zielt dieses Projekt darauf ab, ein umfassendes Verständnis für die Möglichkeiten und Herausforderungen der Integration von KI in die Betriebsratsarbeit zu entwickeln. Es werden in der Schilderung von Szenarien die Auswirkungen von KI auf Effizienz, Entscheidungsfindung und Mitarbeitendenvertretung im Betriebsrat untersucht.
Das Projekt wurde mithilfe einer Kombination aus Literaturrecherche, Umsetzung einer eigenen KI-Anwendung für den Betriebsratskontext im Stile eines Proof of Concepts basierend auf GPT4 von OpenAI und der Entwicklung hypothetischer Szenarien sowie abzuleitender Ergebnisse erarbeitet. Dafür wurde ein multidisziplinärer Ansatz angelegt, der technologische, soziale und rechtliche Perspektiven berücksichtigt.
Die Integration von Künstlicher Intelligenz in die Arbeitswelt ist kein fernes Zukunftsszenario mehr – sie ist bereits Realität. Und auch im Betriebsrat von heute spielen digitale Technologien und automatisierte Prozesse eine zunehmend wichtige Rolle. Diese Entwicklung wirft die Frage auf, wie sich die Rolle des Betriebsrats im Unternehmen in Zukunft verändern wird.
In diesem Abschnitt werden verschiedene Szenarien vorgestellt, die auf aktuellen Trends und Forschungsergebnissen beruhen und aufzeigen, wie KI den Betriebsrat der Zukunft beeinflussen könnte. Diese Szenarien reichen von einer grundlegenden Unterstützung, bei der KI als ergänzendes Werkzeug dient, bis hin zu einer vollständigen Autonomie, in der KI-Systeme eigenständige Entscheidungen treffen können. Jedes Szenario beleuchtet die unterschiedlichen Aspekte der KI-Integration und deren potenzielle Auswirkungen auf die Arbeit des Betriebsrats, die Mitarbeitendenvertretung und die Arbeitskultur von Unternehmen im Gesamten.
Die erdachten Szenarien sollen dazu anregen, über die Chancen, aber auch die einhergehenden Probleme nachzudenken, die sich aus dem Einsatz von KI im Betriebsrat von Unternehmen ergeben, und den Diskurs über die Gestaltung einer zukunftsfähigen und ethisch verantwortungsvollen Arbeitswelt zu fördern.
In der aktuellen Phase der KI-Integration in einen Betriebsrat eines Unternehmens kann eine Künstliche Intelligenz am ehesten die Rolle eines digitalen Assistenten übernehmen. In dieser Form
dient er als erste Anlaufstelle für Mitarbeitende, die Informationen zu ihren Arbeitsrechten, zu Unternehmensrichtlinien und anderen allgemeinen Anfragen suchen.
Der digitale Assistent kann schnelle und zuverlässige Antworten auf häufig gestellte Fragen liefern, was die Effizienz steigert und die Arbeitsbelastung des menschlichen Betriebsrats reduziert.
Durch die Verfügbarkeit rund um die Uhr ist der Assistent besonders außerhalb der regulären Arbeitszeiten von Nutzen.
Hauptfunktionen des digitalen Assistenten:
Die Einführung des digitalen Assistenten zielt darauf ab, eine effiziente Balance zwischen technologischer Unterstützung und menschlicher Expertise im Betriebsrat zu erreichen. Während die menschliche Komponente im Betriebsrat als unersetzlich angesehen wird, wird das Potenzial der KI zur Unterstützung und Entlastung des Betriebsrats anerkannt.
Bis zum Jahr 2027 wird sich die Rolle der Künstlichen Intelligenz im Betriebsrat möglicherweise deutlich weiterentwickelt haben.
Die KI übernimmt nun nicht nur grundlegende Informations- und Beratungsaufgaben, sondern ist auch in Entscheidungsfindungsprozesse oder die Organisation von Betriebsratsaktivitäten involviert.
In diesem Szenario der erweiterten Integration bietet die Integration von Künstlicher Intelligenz in den Betriebsrat folgende Funktionen:
Die erweiterte Integration der KI im Betriebsrat bis 2027 kann den Schritt in Richtung einer effizienteren und effektiveren Mitarbeitendenvertretung bedeuten, die sowohl technologische Fortschritte als auch menschliche Expertise nutzt.
Bereits etwa im Jahr 2037 könnte die Künstliche Intelligenz im Betriebsrat eine Stufe vollständiger Autonomie erreicht haben.
In diesem Szenario agiert die KI nicht nur als Unterstützungswerkzeug, sondern als integraler Bestandteil des Betriebsrats, der eigenständige Entscheidungen komplett im Sinne der Mitarbeitendenvertretung trifft und komplexe Analysen durchführt.
Die Hauptmerkmale dieser autonomen KI in einem Betriebsrat umfassen:
Die Vision einer vollständig autonomen KI im Betriebsrat 2037 spiegelt das Potenzial wider, das eine fortschrittliche Technologie für die Zukunft der Arbeit und der Mitarbeitendenvertretung bietet. Sie symbolisiert eine zukünftige Ära, in der KI und menschliche Intelligenz Hand in Hand arbeiten, um eine gerechte und effiziente Arbeitsumgebung zu schaffen. Gleichzeitig werden hieran die Herausforderungen und Probleme ersichtlich, die in einem solchen Szenario gelöst sein müssen, und die in erster Linie ethischer und rechtlicher Natur sind, die allerdings auch in den Unternehmen selbst auf unterschiedlichen Ebenen diskutiert und angegangen werden müssen.
Wachsende Rolle der KI im Betriebsrat:
Die Forschung zeigt, dass Künstliche Intelligenz eine zunehmend wichtige Rolle im Betriebsrat spielen wird. Diese Entwicklung reicht von der Übernahme grundlegender Assistenzaufgaben bis hin zur Möglichkeit einer vollständigen Autonomie in der Zukunft. KI kann Prozesse optimieren und Entscheidungsfindungen unterstützen. Gleichzeitig wirft der Einsatz von Künstlicher Intelligenz als Interessenvertretung für die Mitarbeitenden Fragen bezüglich der Anpassungsfähigkeit und Grenzen der Technologie auf.
Balance zwischen Mensch und Maschine:
Eine der zentralen Herausforderungen bei der Integration von KI in den Betriebsrat ist die Aufrechterhaltung der Balance zwischen technologischer Effizienz und menschlicher Empathie und Urteilsfähigkeit. Aktuelle Forschung unterstreicht die Notwendigkeit, KI als Ergänzung und nicht als Ersatz für menschliche Fähigkeiten zu betrachten. Die menschliche Komponente als die entscheidende bleibt unerlässlich, insbesondere in Bereichen, die Empathie, ethisches Urteilsvermögen und tiefes Verständnis für soziale Dynamiken erfordern.
Ethische und rechtliche Überlegungen und Bedingungen:
Mit dem Einzug von KI in den Betriebsrat und in weitere Teile von Unternehmen müssen unbedingt an die individuelle Situation angepasste ethische und rechtliche Standards entwickelt und wiederum kontinuierlich angepasst werden. Dies umfasst die Gewährleistung von Transparenz und Fairness in Entscheidungen sowie den Schutz sensibler Mitarbeitendendaten. Die Bedeutung von Arbeits- und Datenschutzgesetzen sowie des AI Acts der EU bedingen die Notwendigkeit, KI-Systeme so zu gestalten, dass sie ethischen, verantwortungsvollen Grundsätzen entsprechen und nur so das Vertrauen von Arbeitnehmenden gewinnen können.
Schlussfolgerung:
Die Analyse der Szenarien zeigt, dass die Integration von KI in den Betriebsrat kein einheitlicher Prozess ist, sondern vielmehr eine differenzierte, iterative und kritische Herangehensweise
erfordert. Abhängig von Faktoren wie der Unternehmensgröße, der Branche und den spezifischen Bedürfnissen der Mitarbeitenden, aber auch technologischer Limitationen wie Erklärbarkeit können
unterschiedliche Grade der KI-Integration zu unterschiedlichen Zeitpunkten sinnvoll sein. Es ist wichtig, individuelle Lösungen zu entwickeln, die sowohl die technologischen Möglichkeiten als
auch die menschlichen Aspekte berücksichtigen.
Im Folgenden werden Leitlinien und mögliche Maßnahmen bei der Integration von Künstlicher Intelligenz in den Betriebsrat aufgemacht, die auf den geschilderten Erkenntnissen beruhen.
Eine schrittweise Integration ermöglicht es, die Auswirkungen der KI auf die Betriebsratsarbeit genau zu beobachten und sicherzustellen, dass die Technologie die menschlichen Mitglieder des Betriebsrats effektiv unterstützt, ohne sie zu überfordern oder zu ersetzen. Dieser Ansatz minimiert Risiken und ermöglicht es, die Systeme kontinuierlich an die Bedürfnisse und Rückmeldungen der Mitarbeitenden anzupassen.
Ziel ist es, eine harmonische Integration der KI in den Betriebsrat zu erreichen, bei der die Technologie als Werkzeug zur Effizienzsteigerung und zur Entlastung der Betriebsratsmitglieder dient. Die schrittweise Einführung soll auch sicherstellen, dass alle rechtlichen, ethischen und praktischen Aspekte berücksichtigt werden.
Geeignete Maßnahmen:
Die Maßnahmen tragen dazu bei, dass die KI-Integration im Betriebsrat möglichst reibungslos und effektiv verläuft und dass die Technologie als wertvolle Ergänzung zur menschlichen Arbeit im Betriebsrat wahrgenommen wird.
Die Einführung von KI im Betriebsrat erfordert nicht nur technologische Anpassungen, sondern auch ein neues Verständnis und neue Fähigkeiten bei den Mitarbeitenden. Schulungen und Weiterbildungen
sind entscheidend, um Ängste ab- und Wissen aufzubauen, Akzeptanz zu fördern und sicherzustellen, dass alle Beteiligten die Vorteile der KI voll ausschöpfen sowie potentielle Risiken adäquat
einschätzen können.
Das Hauptziel ist es, eine Kultur der kontinuierlichen Lernbereitschaft zu schaffen. Die Mitarbeitenden sollen befähigt werden, die KI-Technologie effektiv zu nutzen und gleichzeitig ein gewisses
Verständnis für Potenziale und Grenzen zu entwickeln.
Geeignete Maßnahmen:
Durch diese Maßnahmen kann angestrebt werden, dass die Einführung von KI im Betriebsrat von Verständnis und einer breiten Akzeptanz unter Mitarbeitenden getragen wird.
KI-Systeme in Unternehmen verarbeiten oft sensible Mitarbeitendendaten und erstellen Analysen und je nach Integrationsgrad sogar Entscheidungen, die erhebliche Auswirkungen auf das Arbeitsleben haben können. Daher ist es entscheidend, dass diese Systeme ethische Standards einhalten und rechtskonform sind, um Vertrauen bieten zu können und Risiken zu minimieren.
Hierdurch soll eine verantwortungsvolle Nutzung der KI gefördert werde, die die Rechte und Interessen der Mitarbeitenden respektiert und gleichzeitig Effizienz und Effektivität des Betriebsrats steigert.
Geeignete Maßnahmen:
Diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass KI-Systeme im Betriebsrat verantwortungsvoll und im Einklang mit ethischen und rechtlichen Standards eingesetzt werden, was das Vertrauen der Mitarbeitenden stärkt und zur Schaffung einer fairen und transparenten Arbeitsumgebung beiträgt.
Transparenz und Vertrauen sind entscheidend für die Akzeptanz von KI im Betriebsrat. Mitarbeitende müssen verstehen, wie und warum Entscheidungen getroffen werden, um berechtigte Bedenken bezüglich Datenschutz und Fairness zu adressieren. Eine offene Kommunikation über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz fördert das Vertrauen und die Akzeptanz unter den Mitarbeitenden.
Das Ziel ist es, eine Kultur der Offenheit und des Vertrauens aufzubauen, in der KI nicht nur als vertrauenswürdiges Werkzeug im Betriebsrat angesehen wird, sondern in der berechtigte Sorgen ihren Platz finden und den Prozess der Integration entsprechend beeinflussen.
Geeignete Maßnahmen:
Durch diese Maßnahmen wird sichergestellt, dass die Einführung und Nutzung von KI im Betriebsrat von einer Atmosphäre der Offenheit und des Vertrauens sowie echten Partizipationsmöglichkeiten begleitet wird, was die Akzeptanz und Effektivität der Technologie erhöhen kann.
Die Kollaboration zwischen Mensch und KI bietet das Potenzial, die Effizienz und Effektivität des Betriebsrats zu steigern. Während KI schnelle Datenanalysen und Automatisierung von Routineaufgaben ermöglicht, bringt der Mensch unersetzliche Qualitäten wie Empathie, ethisches Urteilsvermögen und tiefgreifendes Verständnis für soziale Dynamiken ein.
So wird eine Arbeitsumgebung geschaffen, in der KI-Systeme und menschliche Betriebsratsmitglieder abgestimmt zusammenarbeiten können. Diese Kollaboration kann die Stärken beider Seiten nutzen, um eine umfassende und effektive Mitarbeitendenvertretung zu gewährleisten.
Geeignete Maßnahmen:
Durch die Umsetzung dieser Maßnahmen wird eine effektive und nutzerzentrierte Mensch-KI-Kollaboration im Betriebsrat gefördert, die sowohl die technologischen Möglichkeiten der KI nutzt als auch die unverzichtbaren menschlichen Qualitäten im Entscheidungsprozess bewahrt.
Semesterergebnisse der Seminare »KI & Ethik« und »Neue KI-gestützte Arbeits- und Organisationsformen« der Masterstudiengänge im Fachbereich Wirtschaft der Fachhochschule Kiel